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Kampf I

Eine Literaturagentur für die eigenen Projekte zu begeistern erweist sich als mindestens genauso schwierig, wie einen Verlagsvertrag zu ergattern. Oder sogar als noch schwerer, da die Agentur gezielt nach bestimmten Themen suchen muß, um mehr oder weniger klar abgegrenzte Markt-Nischen bedienen zu können. Die gesuchten Werke dürfen sich dann, wie es aussieht, keinerlei eigene Struktur, keine individuelle Prägung, keine Originalität leisten. Ja, mir wurde sogar geraten, mich an ein literarisches Vorbild anzulehnen - je eher, desto größer die Chancen auf Erfolg. (Was ich, um ehrlich zu sein, doch lieber anderen überlasse.)

Doch ich kann froh sein, von einer großen Agentur nach Prüfung meiner Arbeitsprobe überhaupt eine persönliche Stellungnahme erhalten zu haben. Seit Anfang März hatte ich nämlich mit sage und schreibe acht Agenturen Kontakt aufgenommen, und das Ergebnis ist ernüchternd:
- zwei meldeten sich auf meine Vorab-Anfrage gar nicht (obwohl sie, den Websiten nach zu urteilen, seriöse Unternehmen sind, und bei einer war eine telefonische oder Mail-Anfrage vorab sogar ausdrücklich erwünscht);
- zwei lehnten ab, da ihre Kapazitäten erschöpft seien (ein entsprechender Hinweis auf ihren Homepages, den ich vergeblich gesucht habe, hätte ihnen und mir einigen Aufwand erspart);
- eine lehnte (in einem grausigen Schriftdeutsch!) genrebedingt ab;
- eine lehnte grundlos ab;
- und die beiden letzten lehnten, nachdem ihnen meine Arbeitsprobe vorgelegen hatte, jeweils aus mehr oder weniger nachvollziehbaren Gründen ab.

Seit gestern bin ich mit Sucher der Versöhnung wieder auf Verlegerjagd; unter Eigenregie, wie es mir augenscheinlich bestimmt ist. Einige Absagen habe ich ja bereits zwischen Dezember 2004 und März 2005 kassiert, es kann also nicht schlimmer kommen. Wobei ich jetzt meine Strategie ein wenig geändert habe (nein, ich habe nicht vor, sie an dieser Stelle zu verraten).

Es ist ein Kampf! Einer, bei dem es nicht, wie Newcomern so gerne gepredigt wird, bloß auf Professionalität (des Auftretens), Fehlerfreiheit (des Manuskripts) und Programmtauglichkeit (des Projekts) ankommt. Sondern auch und vor allem darauf, daß man zur richtigen Zeit an die richtigen Menschen gerät (was mir bisher nicht gelungen ist) - kurz gesagt, man braucht auch eine gehörige Portion Glück. (Von der Ausdauer, die beim Verfassen von Anschreiben, Gestalten von Arbeitsproben, Warten auf Rückmeldungen, Verkraften von Absagen und nicht zuletzt beim Entschluß, es erneut zu versuchen, vonnöten ist, ganz zu schweigen.)

Aber ich gebe nicht auf! Dazu bin ich nicht gemacht. Und - was vielleicht noch wichtiger ist - mir ist ein gewisser Glaube an die Qualität der eigenen Arbeit zueigen, der sich mit den Jahren der Schreib-Erfahrung allenfalls gefestigt hat. Weshalb ich mich immer wieder auf den bewährten Gaul schwinge, um meine Kreativität unverlangt ins Turnier des Literaturbetriebs einzusenden.

Von Kämpfen ganz anderer Art wird demnächst die Rede sein.