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Jungliteraten II

Wie ich gestern mit Freude entdeckt habe, wurde in einem anderen Weblog auf meinen vorletzten Beitrag Bezug genommen. "Wozu darüber reden?" fragt der Autor - mit einigem Recht, zumal wenn man bedenkt, wie ausgeleiert und schal das Thema mittlerweile geworden ist. Doch eigentlich ist es doch gerade für die Betroffenen immer neu, bietet sich immer in neuen Facetten dar, wartet mit neuen Problemstellungen auf und fordert zur Schaffung neuer Lösungsansätze heraus.

Vielleicht wurde aber bei der ganzen Sache eines nicht deutlich: Es geht mir nicht um die nackte Tatsache, veröffentlicht zu sein. Ich habe die Phase der vanity press längst hinter mir, und aus meiner Homepage wird deutlich, daß ich nicht vorhabe, weitere On-Demand-Projekte auf den Markt zu werfen.
Meine Literatur - denn Literatur macht bereits der Schreiber, nicht erst der Leser - und mein Schreiben verstehen sich als Berufung, die zum Beruf werden wollen. Ich bin kein Mensch, der auf zwei Gleisen gleichzeitig fährt. "Schreiben nebenher" ist für mich nicht denkbar; einen Acht-Stunden-Tag hinter sich und danach bis Mitternacht am Schreibtisch sitzen und schwere Kopfarbeit leisten (denn nichts anderes ist das Schreiben!)? Dazu bin ich nicht der Typ. Und Ausweichtätigkeiten zum Einbringen der notwendigen Kohle? Ja - aber höchstens als vorübergehende Lösung. Eine Verlagsbewerbung wird bei mir nicht den Kopf tragen: "Manuel Charisius, freier Schriftsteller, z. Zt. technischer Abteilungsleiter" (sondern höchstens meinen Namen).
Daß ich so vorgehe, entspringt einer einfachen Motivation: Eben damit meine Werke - und meine Psyche! - nicht auf Dauer unter der Doppelbelastung leiden müssen, eben damit mich nicht die in dem bewußten Radiobeitrag zitierte Verbitterung heimsucht.

Außerdem: Was spricht gegen die Verlagswelt, solange man nicht einem inneren Zwang unterliegt, sich dort profilieren zu müssen? Warum nicht mit offenem und optimistischem Geist offensiv das Produkt der literarischen Arbeit kompetenten Menschen vorlegen, die seine Marktchancen beurteilen können? Warum soll sich nicht das Gegebene, das Geschriebene, in ökonomisch verwertbarer Form auf dem Bankkonto des Schriftstellers niederschlagen? Die Zusammenarbeit mit einem konventionellen Verlag wäre hierfür ohne Zweifel wichtige Voraussetzung (denn wie gesagt, den Selbstverlag habe ich hinter mir, und alles andere entspricht eben nicht den in diesem Absatz erläuterten Bahnen, in denen sich eine Veröffentlichung ereignen soll).

Um es kurz zu machen: Ich bin weder bereit, mich zu prostituieren, noch für die Kunst zu darben. Ich bin ohnehin kein Freund von extremen Positionen.

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