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Winterwetter

Die Tanne vor meinem Fenster ist von einer fluffigen Schneeschicht bedeckt; Dächer, Straßen und Wege waren zumindest heute morgen noch völlig zugeschneit, und die Schritte derjenigen, die sich hinaus in die Kälte wagten, wurden bestimmt von unaufdringlichem, winterlich-romantischem Knirschen begleitet. Meine allerdings nicht, denn ich habe heute ziemlich lange geschlafen.
Ich hatte die Erholung bitter nötig, denn die vergangenen (Fest-)Tage, so schön sie teils waren, hatte doch zumeist eine gewisse Hektik geprägt, die durch den weihnachtlichen Besuch zahlreicher Gäste hervorgerufen worden war. Die Familie meiner Mutter ist weitverzweigt, ist sie doch selbst das jüngste von sieben Kindern - die allesamt, fünf Schwestern und zwei Brüder, mit Fug und Recht als starke Individualisten zu bezeichnen sind (heh, jetzt wißt Ihr, von wem ich diesen Zug meiner Persönlichkeit geerbt habe).

Der Heiligabend verlief nicht ganz so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Wie schon im letzten Jahr unternahm ich einen langen Waldspaziergang, doch ich begegnete nicht, wie damals, lediglich einem einzigen Jogger, der sich über die hart- und glattgefrorenen Wege kämpfte, sondern lief, während ich durch feuchten Morast und kühlen Hochnebel stapfte, zwei Spaziergängern, einem Auto und einer ganzen Familie über den Weg - und damit mehr Menschen, als an jedem gewöhnlichen Werktag im Wald anzutreffen sind. Verrückt! Äußerst hörenswert waren dann beim Abstieg die fernen Klänge der (Gemeinde-)Posaunen: Es ist ein Ros entsprungen, Tochter Zion ...
Feiert ihr nur in den hohen Hallen eures Gotteshauses, dachte ich, mir sind die Säulen der Baumstämme lieber als die Pfeiler einer noch so prächtigen Kathedrale. Und die vielen Lichter im Tal, die ihr angezündet habt, die solltet ihr von hier oben sehen.

Noch wenige Tage, dann liegt auch das Jahr 2005 n. Chr. unwiederbringlich hinter uns, bestehend aus vielen Erinnerungen, guten wie schlechten. Vergangenheit. Wenn man bedenkt, wie viele Jahre die Menschheit schon gesehen hat und wie viele davon längst vergessen sind, weil niemand da war, der all die Erinnerungen daran hätte bewahren können - und seien es nur diejenigen gewesen, die aufgrund ihrer jeweiligen Bedeutsamkeit überhaupt bis ins kollektive Bewußtsein vordringen konnten ...

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