Skip to content

Sprachregister

Mit jedem neuen Buch kann der Stil eines Autors sich ändern; am Anfang jeder Geschichte will der ureigene, zu diesem bestimmten Buchprojekt kompromißlos passende Ton gefunden werden. Die Stimmgabel ist gerade am Verklingen, ich habe ihn aufgenommen, den neuen Kammerton, glaube, daß ich damit werde arbeiten können. Er ist noch ein wenig ungewohnt in seinem Klang, manche Obertöne sind gänzlich neu für mich, wie für jemanden, der bisher nur verschiedene Arten von Flöten gehört hat und eines Tages zum ersten Mal das Singen einer Geige vernimmt.

Die Orgel, Königin der Instrumente, ist ein weiteres gutes Beispiel: Sie verfügt über eine gewisse Anzahl von Registern, die je nach Zuschaltung ein- und demselben Choral eine ganz andere Klangfarbe und damit unterschiedliche Wirkung auf die Zuhörer verleihen können.

Nicht umsonst spricht man auch in der Sprachwissenschaft von sogenannten Sprachregistern. Es ist ein Unterschied, ob sich jemand folgendermaßen äußert:

Was jemand, der redet, bei seinen Zuhörern für das Verständnis des Gesagten voraussetzt, ist ein Zwischending zwischen dem, was er unterschwellig, aber doch deutlich sagt, und dem, was man nur mit ganz viel Hintergrundwissen verstehen kann.

... oder ob er statt dessen proklamiert:

Die Präsupposition bewegt sich in ihrer linguistischen Funktion gewissermaßen auf einer Skala zwischen der semantischen Implikation und der konversationellen Implikatur.

Die beiden Äußerungen besagen im Grunde dasselbe. Sie bemühen allerdings jeweils ein anderes sprachliches Register, mittels dessen die Aussage transportiert wird (wobei man den zweiten Fall schon fast als Jargon bezeichnen könnte). Ist das nicht faszinierend?

Gleichermaßen kann auch ein Autor mit verschiedenen Sprachregistern verschiedenes bei seinen Lesern erreichen. Wie oben angedeutet: Mein aktuelles, exklusiv für die Agentur entstehendes Projekt arbeitet mit Sprachregistern, die ich bislang nicht verwendet habe – auch und gerade in Dialogen. (Wußtet Ihr, daß ein Autor seine Figuren mittels Sprachregistern sogar charakterisieren kann?) Das ist eine schöne, eine bereichernde Erfahrung.

----

Ich müßte die Roman-Rubrik meiner Website aktualisieren, komme aber im Augenblick nicht dazu. Ich hoffe, Ihr verzeiht mir das und haltet Euch statt dessen an die Informationen, die ich hier im Blog veröffentliche.

Zehn Jahre Schreiben

Zehn Jahre sind eine lange Zeit, wenigstens für Menschen meines Alters. Binnen zehn Jahren kann sich vieles ändern, entwickeln, erneuern. Und doch ist diese Spanne wie ein Fingerschnipsen im Vergleich zur Weltgeschichte oder den Äonen, aus denen sich das Alter des Universums zusammensetzt.

Im späten August 1996 – ich hatte die Idee für eine Geschichte schon lange mit mir herumgetragen – begann ich mit dem Schreiben. (Oder war es schon September? Ach, das spielt wohl keine Rolle.) Ich hatte nicht die Spur einer Ahnung, daß aus den ersten unbeholfenen Versuchen, eine fiktive Geschichte zu Papier zu bringen, eine Abenteuerreise von epischer Breite werden sollte, die mich nicht nur ferne, phantastische Welten entdecken und liebenswerten Figuren begegnen lassen würde. Sondern die mir auch stunden-, bisweilen tagelange Schreibtischarbeit bescheren sollte, ohne die ich heute allerdings niemals so sicher (ich möchte fast sagen: routiniert) mit meinem Arbeitsinstrument, der Sprache nämlich, umgehen könnte.

Tatsächlich habe ich erst durch konsequentes Schreiben, durch unverdrossenes Nachschlagen von Worten und Idiomen sowie durch stetiges Feedback von aufmerksamen Mitmenschen zu meinen Texten gelernt, meinem Hauptanliegen immer mehr gerecht zu werden: dem treffsicheren, punktuell genauen Formulieren von Gedanken. Dabei bin ich natürlich an Grenzen gestoßen, deren eigentlich enger Umkreis sich erst mit viel Übung (Schreiben, Schreiben, Schreiben ...) und entsprechendem Rüstzeug (Lesen, Lesen, Lesen ...) durchbrechen ließ.

Auf diesem Weg war ich freilich noch nicht sehr weit gekommen, als ich im Mai 1998 den letzten Satz meines Erstlings tippte und zum ersten Mal dieses berauschende, erfüllende und doch seltsam leere Gefühl verspüren durfte, welches das Beenden einer Geschichte, eines Buches mit sich bringt. Tatsächlich war die Geschichte noch gar nicht zu Ende, sondern begann erst zu diesem Zeitpunkt, sich wahrhaft zu entfalten. Sie hat heute selbst für mich beängstigenden Umfang erreicht, doch ob ich sie je werde in Gänze erzählen können? Valaréa scheint einfach zu groß zu sein ... Aber ich gebe nicht auf, sondern werde einfach ein “Kapitel” nach dem anderen niederschreiben.

Aufgeben liegt mir ohnehin nicht. Ich fühle mich seit jeher als Einzelkämpfer, und der Weg des Schreibens, den ich 2004 mit aller Konsequenz zu gehen beschlossen habe, hat diese Erfahrung mehrfach – und einige Male auf schmerzliche Weise – bestätigt. Erst in diesem Jahr ist echte, unschätzbare Verstärkung eingetroffen. Wer weiß, vielleicht werde ich schon im kommenden Jahr in dieser waffenlosen Schlacht nicht mehr auf verlorenem Posten kämpfen? Die Voraussetzungen dafür sind jetzt jedenfalls so günstig wie noch nie.

Arbeit

Im Augenblick kann ich leider nicht mit allzu zahl- und geistreichen Blog-Einträgen glänzen, was vor allem daran liegt, daß ich mich zur Zeit eigentlich zerreißen müßte, um all das zu schaffen, was von mir verlangt wird – wovon das neue Projekt, das ich immerhin exklusiv für eine Literaturagentur ausarbeite, oberste Priorität haben sollte, was nicht immer so leicht umzusetzen ist.

Manche Menschen scheinen nicht einsehen zu wollen, daß die Tätigkeit eines ernsthaften (also nicht Hobby-)Schriftstellers vor allem eines ist: Arbeit wie jede andere auch; Arbeit, für die Zeit und Ruhe wichtige Voraussetzungen sind; Arbeit, die den Arbeitenden erschöpft. Und überdies Arbeit, der, will man damit Geld verdienen, mit einiger Konsequenz nachgegangen werden muß. Ich kann nicht um 17 Uhr Feierabend machen, kenne kein arbeitsfreies Wochenende. Ich werde nicht nach Stunden bezahlt. Um honoriert zu werden, muß ich meine Arbeit nicht gut machen. Ich muß sie besser machen als alle anderen!

Das ist momentan meine ureigene Herausforderung, der ich mich widme, auch wenn die häuslichen und zeitlichen Umstände dem mitunter zuwiderlaufen. Schließlich liebe ich meinen Job. Es ist der richtige für mich.

Die Reaktion der Agentur ...

... auf meine Marktanalyse hat mich diese Woche erreicht und fiel, wie ich meine, sehr positiv aus; und nun stürze ich mich auf eine jener neuen Ideen, die ich auf einer Liste miteingereicht hatte, und arbeite sie präsentationsfähig aus, das heißt, ich schreibe ein Exposé und fange auch schon mit dem eigentlichen Text an, um eine aussagekräftige Leseprobe vorlegen zu können.
Wieder fühle ich mich meinem Ziel, welches ein Weg ist, ein Stück näher. Kraft und Motivation schöpfe ich außerdem aus solch beflügelnden Nachrichten wie dieser, was mir sicherlich dabei helfen wird, mein Bestes zu geben.