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Die Leiter erklimmen

Kürzlich habe ich einen ganzen Schwung alter Manuskripte entsorgt. Immer wenn ein Roman fertiggestellt ist, drucke ich mir den kompletten Text aus, um ihn ganz altmodisch auf Papier ein letztes Mal zu überarbeiten. So sammelt sich im Lauf der Zeit natürlich einiges an Ordnern an; jetzt hatte ich für einen Großteil davon einfach keinen Platz mehr. Gut 1500 doppelseitig bedruckte Seiten sind erst in den Schredder und dann ins Altpapier gewandert.
Ein in krakeligem Rot korrigiertes Originaltyposkript von 1998, mehrere damals im Copyshop gebundene Exemplare meines Erstlings, der letzte Ausdruck meines Jugendromans von 2004 sowie natürlich die Fahnen von STREUNER habe ich noch behalten. Man will ja nicht mit leeren Händen dastehen, falls irgendwann später mal das Literaturarchiv Marbach anklopft wegen des Nachlasses oder so. ;-)

Ebenfalls vor dem hungrigen Maul des Reißwolfs gerettet hab ich die teilweise über zehn Jahre alte Korrespondenz. “Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen ...” Ach ja, das weckt Erinnerungen! Früher hingen einem Sätze wie dieser zum Hals raus, heute hängt man irgendwie selbst an ihnen. Vielleicht, weil bereits eine einzige richtige Verlagspublikation mit noch so vielen vorherigen Ablehnungen versöhnt; vielleicht aber auch, weil sich Negatives im Rückblick generell ein bißchen relativiert, wie Gras, das mit der Zeit über die wunde Erde eines (Fantasy-)Schlachtfelds wächst.

Nach jahrelanger Verlagssuche ist es durchaus ein ungewohntes Gefühl – zu wissen, daß das eigene Buch, an dem man so lange gefeilt hat, in den Läden liegt, von völlig fremden Menschen angeschaut, gekauft und gelesen wird. Und es ist eine großartige Bestätigung der bisherigen mühevollen Arbeit, wenn man per E-Mail, durch Online-Rezensionen oder auf sonstigem Wege Rückmeldungen erhält, die darauf schließen lassen, daß Leser vom eigenen Werk angetan oder sogar begeistert sind. (An dieser Stelle deshalb ein dickes Dankeschön an alle, die sich bisher die Mühe gemacht haben, Feedback zu geben! :-))

Als ich anfing, “professionell” zu schreiben, habe ich mich quasi entschlossen, eine Leiter zu erklimmen. Zunächst bin ich kaum vorangekommen; jetzt dagegen habe ich, glaube ich, endlich eine weitere Sprosse geschafft. Allerdings bin ich wohl noch ziemlich weit unten auf dieser Leiter. Es liegt nahe, die nächste Sprosse zu nehmen, auch oder gerade wenn sie ein gutes Stück höher anmutet als die letzte. Nach dem Buch ist bekanntlich vor dem Buch. Doch es gibt nur einen Weg, und der führt nach oben.

Ich klettere dann also mal weiter ...