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Der Elbenprinz

Wenn die erhoffte gute Nachricht bezüglich seines Buchprojekts beharrlich ausbleibt, muß der Jungautor eben sehen, wie er anderweitig Geld in die Kasse gespült bekommt. Genau das tue ich derzeit unter anderem durch meine Tätigkeit als selbständiger Webdesigner. Nicht nur deshalb geht es mit der Fortsetzung der Könige, der ich den vorläufigen Codenamen Twokings gegeben habe, äußerst schleppend voran.

Daß der Plot nichts taugte, ging mir spät genug auf: Anfang des Monats. Also habe ich mich hingesetzt und einen neuen konzipiert. Nach wie vor stecke ich allerdings in der Zwickmühle: Entweder ich schreibe etwas komplett Neues und ein Verlag signalisiert Interesse an den Königen und ggf. an deren Fortsetzung, oder ich schreibe eine Fortsetzung und kein Verlag will die Könige – egal, wie ich mich entscheide, es besteht immer die Gefahr, daß ich das angefangene Projekt auf Eis legen bzw. (vorerst) ganz knicken muß.

Deshalb soll Twokings in meiner Vorstellung die eierlegende Wollmilchsau werden: Es soll eine direkte Fortsetzung und ein neuer, völlig eigenständiger Roman sein, der möglichst wiederum eigene Fortsetzungen nach sich ziehen könnte und nebenbei mindestens genauso packend und originell wie die Könige sein muß.

Tja ... und unter diesem selbstauferlegten Joch bäumt sich nicht nur der Plot auf wie ein ungebändigtes Roß, nein, auch die bekannten und neu hinzugekommenen Figuren drängen sich um meinen Schreibtisch, wedeln wütend mit den ihnen zugedachten Handlungsskizzen herum und drohen, in den gewerkschaftlich nicht organisierten und damit umso unbefristeteren Streik zu treten.

Das läuft dann ungefähr so ab: Ich sitze (noch) einigermaßen friedlich vor meinen Dokumenten und überlege, wer als nächstes an der Reihe ist. Da steht ein Elb mit langen blonden Haaren, wasserblauen Augen und mahlendem Kiefer. Sieht zu allem entschlossen aus. Von wegen tolkiensche Melancholie, der will mit mir Schlitten fahren! Nehm ich also wohl besser den Typen da hinter ihm zuerst dran. Wer ist das? Der Jähzornige mit dem Speer aus dem ersten Band? Nein, dann doch lieber den Elben. Er stapft sowieso schon auf mich zu, obwohl ich ihn noch gar nicht aufgerufen habe. Faselt was von Hundsfott und daß er mir heimleuchten wolle. Ist bestimmt stocksauer, weil ich letzte Woche erst seinen wohlklingenden Namen ändern mußte. Droht, für immer übers Meer nach Westen zu fahren und dort in Frieden zu ruhn. Das wär dumm, Segelerfahrung hat er nämlich, ich brauche ihn heuer aber doch als Landratte! Vielleicht überlegt er sich’s anders, wenn ich seinen Vater als leuchtendes Vorbild für seßhafte Bodenständigkeit herbeizitiere. Obwohl, der war ja auch so ein Luftikus. Dürfte sich mittlerweile im Elbenparadies zu Tode langweilen. Tja, was machen wir nur mit dir? – Du darfst einen roten Stein suchen. Von dem erhoffst du dir Unmögliches. Bist nämlich ein von Sehnsucht nach Liebe und unaussprechlicher Wahrheit Getriebener. Ein Schmied wird dich in die Irre leiten. Deine Schwester hat noch eine alte Rechnung zu begleichen mit dem einzigen, der dir helfen kann. Sieh zu, daß sie dir nicht deine womöglich letzte Hoffnung zunichte macht. Wie klingt das? ... Was? Du bist nicht zufrieden? Wie bitte? Elbenprinz willst du sein? Vergiß es! Troll dich, da warten noch mehr Leute!

Ja, so läuft das. Wenn es gut läuft. Der hier war noch von der einfachen Sorte! Wenn Ihr wüßtet, wer nach ihm an der Reihe ist ...!